Wahrscheinlich kennen Sie es bereits aus eigener Erfahrung: Die Entscheidung für das allererste Hörgerät ist bei vielen Menschen ein langer Prozess. Häufig merken Betroffene zwar, dass sie vieles noch gut hören, aber schlecht verstehen können – die Schuld wird jedoch erstmal bei den Mitmenschen und deren undeutliches Genuschel gesucht. Entsprechend gehen mitunter Jahre ins Land, bevor sich Betroffene das erste Mal dazu bewegen, ein Hörgerät auszuprobieren. Möglicherweise sogar weitere Jahre, bis sie dieses auch regelmäßig tragen.
Warum warten keine Option ist
Das Warten ist aus verschiedensten Gründen zwar nachvollziehbar, aber aus einigen anderen Gründen leider sehr problematisch.
Besonders das Phänomen der Hörentwöhnung führt bei denjenigen, die dieses verstehen, zur Überzeugung, nicht länger auf Hörgeräte verzichten zu wollen.
Die “Hörentwöhnung” und Ihre Folgen werden wir in diesem Beitrag sowie im folgenden Video auf einfache Art und Weise erklären.
Zunächst möchten wir jedoch Verständnis dafür aufbauen, dass die Entscheidung für Hörgeräte ein langer Prozess sein kann.
3 Gründe, warum viele Betroffene die Versorgung hinauszögern
Folgende drei Gründe führen häufig dazu, dass sich Betroffene trotz offensichtlicher Hörschwäche nicht für Hörgeräte entscheiden:
- Die Hörbeeinträchtigung führt im Alltag noch eher selten zu Verständnisproblemen.
- Hörgeräte können ziemlich teuer werden.
- Es kann schwierig fallen, sich selbst einen vorliegenden Hörverlust einzugestehen.
Grundsätzlich kann man also sehr gut verstehen, warum viele Menschen nicht den Schritt zum HNO wagen oder Ihre bereits angeschafften Hörgeräte nicht regelmäßig tragen.
Warum schlecht Hören problematisch ist (Hörentwöhnung)
Warum das Hinauszögern einer Hörlösung jedoch problematisch sein kann, zeigen folgende Punkte:
- Viele betroffene Menschen kapseln sich (wenn auch unterbewusst und schrittweise) sozial ab.
- Das Risiko für Demenz und/oder Depression kann durch unbehandelte Hörverluste steigen,
- Unbehandelte Hörverluste bewirken zudem eine Hörentwöhnung, die den Hörverlust über die Zeit noch stärker vorantreiben lässt.
Insbesondere der dritte Punkt war bei vielen unserer Kunden das stärkste Argument, Hörgeräte nicht nur auszuprobieren, sondern auch regelmäßig zu nutzen. Der Punkt wird klarer, wenn man ihn positiv formuliert:
Mit der Verwendung von Hörgeräten beugt man einem stärkeren Voranschreiten des Hörverlustes vor. Das aktuelle Hörvermögen kann durch Tragen von Hörgeräten länger und besser erhalten bleiben (Vermeidung der Hörentwöhnung).
Insbesondere für Menschen mit nur leichtem bis mittlerem Hörverlust ist das eine echte Chance: Ihre Hörentwöhnung ist noch nicht weit vorangeschritten und kann entsprechend noch in großem Umfang vorgebeugt werden.
Folgen der Hörentwöhnung
Folgendes Diagramm hilft zu verstehen, wie sich das Hörvermögen mit und ohne regelmäßiger Verwendung von Hörgeräten entwickeln kann:
So helfen Hörgeräte gegen die Hörentwöhnung
Hörgeräte können also dabei helfen, das aktuelle Hörvermögen besser aufrechtzuerhalten. Warum ist das so und was bedeutet das für Menschen mit leichtem Hörverlust?
Ohne Hörgeräte entwickelt sich eine problematische Hörentwöhnung. Warum ist das so?
Um zu erkennen, warum eine Hörentwöhnung problematisch ist, muss man diese zunächst verstehen. Für das Verständnis der Hörentwöhnung hilft folgende Faustregel:
Wir hören mit dem Ohr, aber verstehen mit dem Gehirn.
Unser Gehör verwandelt auf komplexe Art und Weise mechanischen Schall (Geräusche) in elektrische Impulse (Informationen) um, die dadurch im Gehirn verarbeitet werden können (Verständnis).
Bei einem Hörverlust werden Geräusche aus bestimmten Frequenzbereichen jedoch nicht mehr in Impulse (Informationen) umgewandelt. Warum?
Die dafür zuständigen Sinneshärchen im Innenohr sind – besonders häufig im Alter oder nach starker Beanspruchung – abgenutzt und verlieren stückweise die Fähigkeit der Umwandlung von Schall in Impulse. Daher erreichen uns bei Hörverlust gewisse Informationen nicht mehr im Gehirn.
An dieser Stellen kommen Hörgeräte (auch “Hörsysteme“) ins Spiel.
Hörgeräte helfen dabei, genau hierfür eine Brücke zu bauen. Die Funktionsweise von Hörgeräten ist prinzipiell schnell erklärt: Eingehende Geräusche werden verstärkt, um wieder in Form von Impulsen Informationen an unser Gehirn zu senden.
Diese können schlussendlich in Verständnis umgewandelt werden. Dies bedeutet beispielhaft, dass wir beim gesprochenen Wort “Apfel” auch tatsächlich das Bild eines Apfels vor Augen haben.
Wir hören das Wort nicht nur, wir verstehen es.
Erfahren Sie als Nächstes, warum eine fortschreitende Hörentwöhnung problematisch ist und warum Sie diese entsprechend frühzeitig behandeln sollten.
Exkurs: Warum sich das Ohr im Alter “abnutzt”.
Was genau bedeutet Abnutzung in diesem Zusammenhang?
Unser Ohr ist ein komplexes Sinnesorgang, dass dabei hilft, mechanische Schallwellen in elektrische Impulse zu wandeln, die unser Gehirn dann als Information verarbeiten kann. Neben dem Trommelfell ist die “Hörschnecke” (auch “Cochlea”) ein wichtiger Bestandteil unseres Hörsinns.
Die Hörschnecke wird Ihrem Namen gerecht, da sie schneckenartig aufgebaut ist. Mithilfe der Hörschnecke können wir unterschiedliche Tonhöhen wahrnehmen, wie die hellen Klänge einer Triangel oder die tiefen Töne einer großen Trommel.
In der Hörschnecke selbst befinden sich nämlich Sinneshärchen, die feinste Vibrationen aufnehmen und in Impulse ans Nervensystem umwandeln.
Die Sinneshaare am Eingang der Hörschnecke nehmen hohe Töne wahr, während die Härchen im Inneren der Schnecke für die tieferen Töne zuständig sind. Schallwellen tieferer Töne müssen also zuvor an den Sinneshärchen am Eingang der Hörschnecke vorbei, die eigentlich für die höheren Töne zuständig sind. Dadurch ergibt sich eine doppelte Belastung für die “Hochton-Härchen”.
Das Besondere an den Sinneshärchen in der Hörschnecke? Sie nutzen sich mit der Zeit ab. Je häufiger und lauter die Geräusche sind, desto stärker nutzen sich die Härchen ab. Die für höhere Frequenzbereiche zuständigen Härchen am Eingang der Hörschnecke nutzen aufgrund der doppelten Belastung schneller ab.
Daher hören wir im Alter häufig besonders im Hochtonbereich schlechter, als jüngere Menschen.
Resultat der Hörentwöhnung: Gut hören, aber schlecht verstehen können.
Bleibt ein Hörverlust zu lange unbehandelt, findet eine Hörentwöhnung im Gehirn statt. Das Gehirn wird in bestimmten Frequenzbereichen nicht mehr regelmäßig trainiert und verliert damit nach und nach die Fähigkeit, eingehende Impulse in Verständnis umzuwandeln.
Obwohl wir selbst bei Zuhilfenahme von Hörgeräten die Geräusche wahrnehmen und verarbeiten, verstehen wir diese bei einer vorangeschrittenen Hörentwöhnung nicht mehr wirklich.
Kurz gesagt: Wir können zwar (wieder) gut hören, aber nur schlecht verstehen.
Das Verlernen des Gehirns bei Nichtstimulation ist grundsätzlich eine tolle Funktion: Denn so kann die nicht mehr beanspruchte Gehirnkapazität für andere, sinnvolle Dinge verwendet werden. Blind-geborene Menschen zum Beispiel haben verhältnismäßig mehr “Rechenspeicher” für andere Wahrnehmungssinne zur Verfügung. Es kommt also nicht von ungefähr, dass viele blinde Menschen über einen besonders scharfen Hörsinn verfügen.
Von Nachteil ist diese “Verlern-Funktion” des Gehirns nur leider dann, wenn jahrelang Kapazitäten abgebaut werden, die später durch die Verwendung von Hörgeräten eigentlich wieder beansprucht werden könnten.
Den Abbau der Kapazitäten, die für unser Hören und Verstehen zuständig sind, nennt man Hörentwöhnung.
Eine voranschreitende Hörentwöhnung macht den späteren Umstieg auf Hörgeräte umso schwieriger.
Menschen mit bereits vorangeschrittener Hörentwöhnung beklagen sich bei der Nutzung von Hörgeräten besonders darüber, dass auch viele andere Geräusche zu sehr verstärkt werden: zum Beispiel das bereits erwähnte, unangenehme Klirren von Geschirr.
Die Hörentwöhnung ist für diese hohen Töne bereits besonders stark fortgeschritten. Doch auch im Sprachbereich wird es für das Gehirn nach einer Hörentwöhnung anstrengender, gesprochene Worte zu verarbeiten.
Das Tragen von Hörgeräten erfordert dann besonders viel Disziplin. Überanstrengungen während des Tragens sowie unangenehm laute Situationen sind ein verlockender Grund, die Hörgeräte einfach beiseite zu legen. Genau das wiederum würde dazu führen, dass die Hörentwöhnung voranschreitet – ein Teufelskreis.
Umso wichtiger ist es für Betroffene, die Hörentwöhnung zu unterbinden und bereits im früheren Stadium eines Hörverlustes Hörgeräte einzusetzen. Eben bereits dann, wenn der Hörverlust im Alltag eigentlich eher seltener Probleme bereitet.
Ist eine Hörentwöhnung irreversibel?
Das Gehirn ist vergleichbar mit einem Muskel. Verwendet man ihn längere Zeit nicht, baut er sich ab. Glücklicherweise lässt sich ein Muskel mit genug Willenskraft und Training auch wieder aufbauen. Der Aufbau dauert jedoch länger als der Abbau.
Ähnlich verhält es sich mit der Hörentwöhnung. Erhält das Gehirn wieder regelmäßig eingehende Impulse, wird es mit der Zeit wieder lernen, diese richtig zu verarbeiten. Dieser Prozess des “Hören lernen” kostet jedoch viel Energie und Willenskraft. Einige Leute legen Ihre Hörgeräte in die Schublade und schaffen es nicht, das Gehirn ausreichend zu trainieren. Im schlimmsten Fall kommt es zur fortgeschrittenen Schallwahrnehmungsschwerhörigkeit.
Deswegen ist es wichtig, die Hörentwöhnung erst gar nicht so weit kommen zu lassen. Hörverluste sollten möglichst frühzeitig behandelt werden. Es ist viel einfacher, die Gehirnkapazitäten (“Muskeln”) für das Hören aufrechtzuerhalten, als diese wieder mühselig anzutrainieren.
Fazit – Das sollten Betroffene unbedingt tun
Die Hörentwöhnung ist der Prozess, die Fähigkeit des Verstehens zu verlernen.
Eine Hörentwöhnung schreitet voran, wenn ein Hörverlust (unabhängig vom Schweregrad) unbehandelt bleibt.
Das Tragen von Hörgeräten beugt der Hörentwöhnung vor, sodass das aktuelle Hörvermögen länger erhalten bleibt als ohne Hörgeräte.
Die Hörentwöhnung kann, wenn auch unter erhöhten Anstrengung und mit viel Disziplin (= Hörtraining), wieder rückgängig gemacht werden. Viele Schwerhörige scheitern jedoch leider an diesem Training. Die Vorbeugung ist deshalb ein so wichtiger Bestandteil für gutes Hören im Alter.
Vermeiden Sie den Fehler, in einigen Jahren zu sagen “Hätte ich mal bloß …”. Sie könnten noch heute den ersten Online-Hörtest machen.
Übrigens, komfortable Hörlösungen müssen nicht teuer sein.
“Kassengeräte“, also Hörgeräte der Basisklasse, gibt es zwar zum Nulltarif, bieten aber i.d.R. keinen komfortablen Leistungsumfang wie Bluetooth, Streaming, Omnidirektionales Raumhören etc.
Hörgeräte der höheren Qualitätsstufen (wie in der obigen Abbildung) kosten hingegen ordentlich Aufzahlung. Viele Patienten leben dann lieber mit einem leichten Hörverlust, als so viel Geld auszugeben.
Dieses Problem hat Echo verstanden. Dort gibt es nun Hörgeräte der Premiumklasse zum Nulltarif*. Damit nehmen wir allen Betroffenen die Entscheidung, ob Ihr Hörverlust das Geld wert ist.
Denn für eine hochwertige Versorgung mit Premium-Hörgeräten und 6 Jahren professioneller Hörakustiker-Nachsorge inklusive sind bei Echo keine Aufzahlungen* nötig.